Der Tag des offenen Denkmals findet dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie digital statt. Wir folgen der Empfehlung der Stiftung Denkmalschutz und werden die historische Wasserpumpstation im Schaichtal deshalb am 13. September 2020 nicht öffnen. Stattdessen veröffentlichen wir ab dieser Woche bis zum Tag des offenen Denkmals wöchentlich einen die Wasserpumpstation betreffenden Beitrag hier auf unserem Blog und im Mitteilungsblatt der Gemeinde Walddorfhäslach. Diese Woche starten wir mit allgemeinen Informationen zur historischen Wasserversorgung des Ortsteils Häslach.
Historisches zur
Wasserversorgung Walddorfhäslachs
Brunnen in Häslach
Bis in das frühe 20.
Jahrhundert deckten die Bewohner Häslachs ihren kompletten Trinkwasserbedarf
ausschließlich mit Wasser aus Brunnen. Im Jahr 1867 gab es in Häslach insgesamt
zehn Brunnen. Jedoch war es über die Sommermonate hinweg keine Seltenheit, dass
einige der Brunnen aufgrund der Höhenlage Häslachs vorübergehend immer wieder
versiegten.
Wasser aus dem Gewann
„Kechelbank“
Im Jahr 1913 veränderte sich für
Häslachs Bürger bei der Wasserversorgung einiges. Ein zentrales
Wasserversorgungsnetz wurde errichtet. Nach und nach erhielten immer mehr Häuser
im Ort einen Hauswasseranschluss.
Zeitgleich mit der Errichtung
des Wassernetzes im Ort wurde eine Pumpstation südlich vom Ort im Gewann
„Kechelbank“ erbaut. Schon immer galt dieses Gebiet als besonders feucht. Sämtliche
wasserführende Schichten, die bei den Brunnengrabungsarbeiten entdeckt wurden,
wurden in den Brunnenschacht geleitet. Die Pumpstation beförderte das Wasser in
ein 33 Höhenmeter höher gelegenes Wasserreservoir. Das noch heute bestehende
Wasserreservoir fasst insgesamt 80 Kubikmeter (80.000 Liter) Wasser. Es
verbirgt sich unter dem grasbewachsenen Hügel neben dem Wasserturm.
Bildquelle: Ursula Petermann
Neue Hoffnung im Schaichtal
Die noch kurz vor dem ersten
Weltkrieg fertiggestellte Pumpstation südlich vom Ort förderte über drei
Jahrzehnte hinweg ausreichend Trinkwasser. Die beiden Weltkriege bremsten das
Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum derartig, dass auch der Wasserverbrauch
lange Zeit unverändert blieb. Nach dem Krieg stieß die Pumpstation aber schnell
an ihre Grenzen. Schon im Sommer 1945 kam es zu Beschwerden über eine
unzureichende Wasserversorgung. Kleinere Erweiterungen der bestehenden Anlage
brachten nicht den gewünschten Erfolg, und man überlegte einen zusätzlichen
Brunnen nahe dem Höllbach zu graben.
Ein Experte des
Wasserwirtschaftsamts kam jedoch im Mai 1950 zu folgendem Schluss: Für eine
optimale Wasserversorgung besteht für Häslach nur die Möglichkeit im Schaichtal
auf Wassersuche zu gehen.
Im Schaichtal wurde Wasser
gefunden
Sehr groß war die Freude, als
sich die Nachricht kund tat, im Schaichtal sei man auf genügend Wasser gestoßen.
Bereits Ende 1951 waren die Bauarbeiten für eine neue Pumpstation im Schaichtal
abgeschlossen. In einer 1,2 Kilometer langen Leitung wurde das Wasser 108 Höhenmeter
in das bestehende Wasserreservoir gepumpt.
Über den Erfolg im Schaichtal
war man sehr froh. In einem Zeitungsinterview verkündete der damalige
Burgermeister Häslachs: "Gott sei Dank, da. Mir gnuag Wasser händ!"
Man könnte meinen die Probleme
seien gelöst gewesen. Doch obwohl man sich der Sache so sicher war, sollten die
getroffenen Maßnahmen keine zehn Jahre lang Wirkung zeigen.
Wirtschaftswunder und
Babyboomer
Das Wirtschaftswunder ab
Anfang der 1950er Jahre und geburtenstarke Jahrgänge ließen den Wasserverbrauch
in zuvor unvorstellbare Dimensionen ansteigen. Zuerst versuchte man 1955 durch
den Einbau von Wasserzählern den Verbrauch einzudämmen. Leider ohne Erfolg, es
musste mehr Wasser her.
Naheliegend war es, die
vorhandenen Einrichtungen im Schaichtal zu nutzen. 1962 wurden die Brunnen
tiefer gegraben. Große Ernüchterung breitete sich in Folge des geringen Effekts
aus. Die nun über 11,5 Meter tiefen Brunnen lieferten kaum mehr Wasser als
zuvor.
Kein weiterer Brunnen im
Schaichtal
Bis 1963 sollte es dauern, als
dann endlich neuer Wind in die Angelegenheit kam. Bisher diskutierte man immer,
ob man nicht doch noch einen Versuch im Schaichtal starten sollte. Aber jetzt
war klar: Ein Fernwasseranschluss musste her.
Bürgermeister Otto Bauer trieb
dieses große Umdenken und Vorhaben nach seiner Amtseinsetzung schnell voran. Häslach
schloss sich mit den Gemeinden Altenriet und Schlaitdorf zusammen, die mit ähnlichen
Problemen zu kämpfen hatten.
Schon im August 1964 floss vom
Walddorfer Hochbehälter Wasser der Ammertal-Schönbuchgruppe nach Häslach. Der
zwei Jahre später fertiggestellte Wasserturm optimierte die Druckverhältnisse
in den Gemeinden. Auch heute noch, über 50 Jahre danach, bilden die in den 1960er
Jahren getroffenen Maßnahmen die Basis einer einwandfreien Wasserversorgung.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen