Montag, 25. März 2019

1940 – 1945 - Henri


Wann dieses Foto genau gemacht wurde, können wir nicht mehr erfragen. Sicher ist der angegebene Zeitraum. Nach dem Feldzug gegen Frankreich, Mai / Juni 1940, kamen französische  Kriegsgefangene nach Deutschland. Sie wurden als Arbeitskräfte in der Industrie und der Landwirtschaft eingesetzt. Auch in unserer Region gab es sie. Einzelnen Bauern waren sie als Arbeitskräfte zugeteilt. Tagsüber arbeiteten und lebten sie beim Bauern, abends wurden sie an einem Sammelplatz vom Ortspolizisten abgeholt und in ihr nächtliches Sammelquartier gebracht. Für Walddorf und Häslach war es in Walddorf, vermutlich in der „Anstalt“ (Gemeindeeigenes Gebäude, in dem Wäscherei, Wohnung der Gemeindeschwester, Kindergarten und Kochschule untergebracht waren. Stand auf dem Platz des heutigen Saales des CVJM). Wer es genauer weiß, darf gerne anrufen, Tel.: 07127 – 32391. Morgens hatte der Dorfpolizist die Aufgabe, die Gefangenen wieder zu den Bauern zu begleiten. Das Verhältnis des hiesigen Ortspolizisten, Wilhelm Nonnenmacher, und den Gefangenen entwickelte sich über die Jahre zu einem Vertrauensverhältnis, so dass es auch vorkommen konnte, dass einer der Schützlinge die Dienstpistole zu tragen bekam.

Henri, den wir auf dem Foto sehen, war einer der französischen Kriegsgefangenen. Er war Johannes Hauser in Häslach zugeteilt gewesen. Die Buchstaben „KG“ auf seinem Pullover bedeuteten „Kriegsgefangener“. Das entsprach der staatlichen Vorschrift. In der Praxis arbeitete er und lebte er zusammen mit der Familie. Der zunächst Fremde, gehörte mit der Zeit dazu. Nach Ende des Krieges, blieb eine Freundschaft mit der Familie bestehen. Noch Anfang der 1960er Jahre besuchte er mit seiner Frau die Familie Hauser in Häslach.



Henri mit seiner Frau Hermine in Frankreich
Bildertanzquelle: Irene Häusler


Montag, 4. März 2019

1950er – Der Schönbuch als Arbeitsplatz


Für die ehemals bäuerlich geprägten Dörfer im und rund um den Schönbuch war der Wald, für Männer und Frauen, ein wichtiger Arbeitsplatz. Arbeit im Staats- oder Gemeindewald  bot die Möglichkeit eines Nebenverdienstes zur Landwirtschaft. Frauenarbeit war bei der Aufzucht, Pflege und Auspflanzung der Jungpflanzen gefragt. Männer arbeiteten als Holzmacher. Das nachfolgende Foto wurde in den 1950ern aufgenommen und zeigt eine Gruppe von Waldarbeitern aus Häslach im Schönbuch. Zum Schutz der Kleidung tragen sie Arbeitsschürzen.

Bildertanzquelle: Eugen Morlock

Stehend von links: Albert Welsch, dahinter unbekannt, Christian Graß, Karl Leitenberger, Robert Roth, unbekannt, Förster, Ludwig Necker.
Vorn sitzend: Friedrich Walker.

Diese Männer waren, wie einige Urkunden belegen, im Staatswald beschäftigt. Von  Friedrich Walker, im Bild vorn sitzend, haben wir drei Urkunden zur Verfügung gestellt bekommen.
1948 erhielt er, kurz nach dem er aus Krieg und Gefangenschaft zurückgekehrt war, die erste Urkunde, weil er „…..mehr als 25 Jahre unverdrossen und treu im Staatswald gearbeitet hat, wurde in Anerkennung seines langjährigen Dienstes,, für die ihm die Verwaltung ihren besonderen Dank ausspricht, eine Dienstprämie von 50 RM (Reichsmark) zuerkannt.“ Ausgestellt am 27. März 1948, vom Forstmeister des Forstamtes Einsiedel. Kurz vor der Währungsreform hatte die Reichsmark allerdings praktisch keinen Kaufwert mehr. Am 21. 06. 1948, wurde die DM = Deutsche Mark in der damaligen Bundesrepublik eingeführt.



1952 folgte der „Waldfacharbeiterbrief“. Friedrich Walker vom „Forstamt Einsiedel wird auf Grund der bestandenen Prüfung zum Waldfacharbeiter ernannt.“ Ausgestellt von der Württembergischen Forstdirektion Tübingen.

Bildquelle: Urkunden – Friedrich Walker

1963 folgt die „Ehrenurkunde“ „…in Anerkennung der 40 – jährigen treuen Dienste im Staatswald“ „im Forstbezirk Einsiedel“ wird „diese Ehrenurkunde überreicht“. Ausgestellt von der Forstdirektion Südwürttemberg – Hohenzollern“ in Tübingen.

Aktuell befasst sich eine Sonderserie „ZEITREISE“ des Schwäbischen Tagblatts Tübingen mit dem Schönbuch und der Geschichte seiner Dörfer. Dettenhausen und die südlichen Schönbuchrandgemeinden Pliezhausen und Walddorfhäslach wurden am 23. 02l. 2018 thematisiert. Eine sehr treffende Überschrift heißt „Von armen Dörfern zu modernen Gemeinden“.