Montag, 12. Oktober 2020

1950 - Die Glocken kommen

 

Bildquelle Fotos s1 - 3: Sammlung Schaal

Bereits ab 1940, kurz nach Kriegsbeginn am 01. September 1939, mussten landesweit Kirchenglocken abgeliefert werden. Das Metall wurde zu Kriegszwecken gebraucht. Das heißt, dass die Kirchenglocken eingeschmolzen wurden, um dann daraus Kriegsgeräte herzustellen. Den Kirchengemeinden wurde meist nur eine, in der Regel die kleinste Glocke, gelassen. Die Freude über den Empfang neuer Glocken nach dem Krieg in den Kirchengemeinden war groß. So auch 1950 in Walddorf. Auf den Fotos sehen wir wie 1950 zwei Glocken festlich geschmückt zur Kirche gefahren werden. Ganz Walddorf ist auf den Beinen. Auf dem ersten Bild sehen wir den Pfarrer bei der Predigt. Die Gemeinde und ein Schulchor singen Choräle des Dankes. Manch Älterer wird sich noch an den Einzug der neuen Glocken erinnern.

Schulchor vor dem Haupteingang der Kirche

Auf den Fotos feiern die Menschen 1950 den Empfang von zwei neuen Glocken. Ab dem 12. März 1951 war das Geläut der Walddorfer Kirchen dann auch mit dem Einzug der vierten und letzten Glocke wieder vollständig. Diese Fotos (1 und 2)finden Sie in dem nachfolgend vorgestelltem Buch „Historische Fotografien _ Walddorfhäslach“ Seiten 140 – 141.

Montag, 14. September 2020

Digitaler Tag des offenen Denkmals: Zeitzeugenbericht der Tochter des Pumpenwärters

Wie bereits angekündigt findet der Tag des offenen Denkmals dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie digital statt. Heute erscheint der letzte Post zum Tag des offenen Denkmals 2020, der vergangenen Sonntag gewesen wäre.

Zeitzeugenbericht der Tochter des Pumpenwärters

In unserem dritten Beitrag (31.08.2020) zum digitalen Tag des offenen Denkmals berichteten wir über die Aufgaben des Pumpenwärters und erwähnten Friedrich Heim, der diese Aufgabe mehrere Jahre lang ausübte. Heute veröffentlichen wir zum Abschluss des digitalen Tags des offenen Denkmals Ausschnitte eines Zeitzeugenberichts seiner Tochter Rosa Schiller. Rosa Schiller schrieb ihre Erinnerungen für das Projekt zur Erhaltung der Wasserpumpstation im Schaichtal in einem Heft nieder.

In der Mitte des Fotos: Rosa Schiller vor der Wasserpumpstation.

„Nach den Kriegsjahren war das Wasser sehr knapp, aus dem Wasserhahn kam öfter kein Wasser, dann musste man am Rathausbrunnen mit Eimern Wasser holen, um sich zu waschen, für den Haushalt, für die Wäsche und für das Vieh (Kühe, Schweine, usw.). Manche haben auch die Kühe gleich zum Brunnen gebracht, denn das Eimerschleppen war sehr mühsam. Großwaschtag war nicht sehr oft, damals hat man auch nicht mit dem Gartenschlauch gegossen, denn da wäre was los gewesen!

Mein Vater „der Frieder“ hatte das Amt des Pumpenwärters der Gemeinde Häslach inne und musste dafür sorgen - so gut es eben ging - dass im Reservoir Wasser war. Wir wohnten oben in Häslach und hatten somit als erste kein Wasser mehr. Mein Vater ist zwei bis drei Mal pro Tag ins Schaichtal runter gelaufen, um nachzusehen, ob noch Wasser in der Brunnenstube war.

Man musste mit dem Wasser sehr sparsam umgehen, damals war es auch nicht üblich, dass jeder ein Bad hatte. Man hat sich am Spülbecken und mit der Waschschüssel gewaschen und mit dem Holzherd das Wasser heiß gemacht, oder eben kaltes Wasser benutzt.

Häslach ist gewachsen und das Wasser wurde sehr knapp. Ich weiß nicht wer auf die Idee kam im Schaichtal nach Wasser zu suchen, ich glaube es war um 1950, da kam ein Wünschelrutengänger und mein Vater war immer mit ihm dabei und hatte sich bei ihm einiges abgeguckt und es nach Anraten des besagten Herrn mit einer Haselnussrute selbst ausprobiert. Es hat funktioniert. Von manchen wurde er belächelt und manche haben damals auch gemeint, das sei „Hexenbannerei“. Auf das Anraten des Wünschelrutengängers ist etwas weiter oben, als dort wo heute das Wasserhäuschen steht, gegraben worden. Dort wo das Sträßchen aus dem Wald kommt ist noch ein Schachtdeckel zu sehen. Jedoch kam viel zu wenig Wasser.

Mein Vater „dr‘ Heima Frieder“ hat mit der Haselnussrute Richtung Heilbrunnen weitergesucht und etwas gefunden wo mehr dahinter sein sollte. Jetzt, was sollte man machen? Da war die Sache mit dem Heilbrunnen, der gehörte zu Schlaitdorf, aber die gefundene Quelle war viel tiefer und auf Häslacher Gemarkung, also nicht der Heilbrunnen. Schließlich stimmte der damalige Bürgermeister Hauser und der Gemeinderat zu, an der Stelle zu graben.

Über die Neckartenzlinger Firma Schwarz kamen drei Männer aus dem Rheinland und der Pfalz, um einen Brunnen zu graben. Die Männer logierten im Häslacher Ochsen, haben aber auch oft in einer Hütte im Schaichtal übernachtet. Sie hatten zwei Hütten, eine, um sich aufzuhalten mit Ofen und eine für die Gerätschaften.

Die Männer gruben jeden Tag. Sie hatten einen alten Bagger mit Kettenzug, mit dem zogen sie die Erde aus dem Brunnenschacht. Alles war sehr mühsam. Nach ein paar Metern kam Wasser. Dann wurde eine alte, dieselbetriebene Pumpe eingesetzt und das Wasser in die Schaich ausgepumpt.

Es wurden große Betonringe angeliefert und mit dem Bagger immer wieder in den ausgegrabenen Schacht hinuntergelassen. Im Winter hat es geschneit, dann war Pause, die drei Männer sind über Weihnachten nach Hause gegangen. Danach sind nur zwei wiedergekommen, aber es ging weiter.

Dann mussten auch Strom- und Wasserleitungen gebaut werden. Im Wald wurden Bäume gerodet. Oberleitungen wurden über Äcker und Wiesen gebaut. Die Wasserleitung geht durch den Wald Richtung Häslach. Da haben Häslacher Männer mit Hake, Spaten, Schaufel und Säge den Graben für die Leitung über den steilen Berg, alles von Hand, ausgegraben. Weiter oben, als es flacher wurde konnte ein Bagger eingesetzt werden. Die Wasserleitung geht über Schlaitdorfer Markung, die Stromleitung über Häslacher Markung.

Im Wasserhäuschen gab es einen Schaltmechanismus, das war etwas Neues, denn er hat automatisch ein- und ausgeschalten. Wenn es funktioniert hat. Wenn nicht musste man runter laufen und es „wieder anschucken“ wie mein Vater damals immer gesagt hat.

Mein Vater hat oft mehrmals am Tag im Schaichtal nach dem Rechten geschaut. Das war einfach sein Leben. Wenn er vom Feld gekommen ist war immer das erste was er tat, den Wasserhahn aufzudrehen, um zu schauen ob noch Wasser in der Leitung ist.

Es kam die Zeit, als mein Vater krank wurde und die Aufgaben nicht mehr erledigen konnte. Er wollte, dass mein Mann und ich weitermachen, aber das ging nicht. Aber unser Nachbar Christian Lauxmann hat die Aufgaben des Pumpenwärters übernommen. Der Wasserturm wurde gebaut und die Bodenseewasserleitung kam. Das Schaichtalwasser war nur noch ein Zusatz bis der Sturm Lothar die Stromleitungen durch den Wald zerstörte.“

Montag, 7. September 2020

Digitaler Tag des offenen Denkmals: Projekt zur Erhaltung der Wasserpumpstation

Wie bereits angekündigt findet der Tag des offenen Denkmals dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie digital statt. Dazu erscheint heute folgender Beitrag:

Projekt zur Erhaltung der Wasserpumpstation

Die historische Wasserpumpstation im Schaichtal.

Mit dem Projekt zur Erhaltung der historischen Wasserpumpstation im Schaichtal setzt sich der Kulturgüterverein Walddorfhäslach e.V. für die Bewahrung der Geschichte unserer Wasserversorgung ein. Zur erstmaligen Präsentation des Projekts veranstaltete der Verein am Tag des offenen Denkmals 2017 ein Fest an der Wasserpumpstation. Die enorm positive Resonanz dieses Eröffnungsfestes signalisierte uns die Wichtigkeit des Projekts.

Den Grundstein des Projekts legte unser Vereinsmitglied René Maurer. Er brachte in einer Mitgliederversammlung die Idee hervor, die dem Verfall hingegebene Wasserpumpstation im Schaichtal zu erhalten. Ab 2016 begannen die Projektarbeiten im Schaichtal, die uns die Gemeinde Walddorfhäslach mit einem Kooperationsvertrag ermöglichte. Schrittweise wurde die Wasserpumpstation entrümpelt und optisch neu hergerichtet.

Zum Projekt zählte auch die umfassende Aufarbeitung der Geschichte der Wasserversorgung in unserer Gemeinde. Die Ergebnisse der Recherchen wurden auf Schautafeln zusammengefasst, die in der Wasserpumpstation auf wenigen Quadratmetern eine kleine Ausstellung bilden.

Besucher beim Tag des offenen Denkmals 2017.

Seit 2017 können sich Interessierte jeweils am Tag des offenen Denkmals eines Jahres die Schautafeln in der Wasserpumpstation ansehen. Außerdem ist eine Schalttafel erhalten, mit der die Brunnen in den Schächten gesteuert wurden.

Für den diesjährigen, digitalen Tag des offenen Denkmals wurde in den letzten Wochen eine Auswahl der Informationen der Schautafeln auf unserem Blog und im Mitteilungsblatt veröffentlicht.

Montag, 31. August 2020

Digitaler Tag des offenen Denkmals: Der Pumpenwärter

Wie bereits angekündigt findet der Tag des offenen Denkmals dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie digital statt. Dazu erscheint heute folgender Beitrag:

Der Pumpenwärter

Mit der Inbetriebnahme des öffentlichen Wassernetzes wurde es nötig eine Person zu bestimmen, die die ganze Anlage im Auge behielt. Erst mit der Zeit und den mit ihr einhergehenden Erweiterungs- und Modernisierungsmaßnahmen trat allmählich eine Automatisierung ein. Ganz ohne Pumpenwärter kamen die gemeindeeigenen Pumpstationen aber nie aus. Denn im Falle eines Ausfalls musste schnell gehandelt werden. Innerhalb kurzer Zeit wären die Reserven des Wassernetzes sonst aufgebraucht gewesen.

 

Der Pumpenwärter Robert Friedrich Heim vor der Wasserpumpstation im Schaichtal.
Bildquelle: Rosa Schiller

 

Robert Friedrich Heim (*15.10.1902 †09.06.1961) war einer der Pumpenwärter. Dass gerade er diesen Dienst übernahm, war kein Zufall. Er wohnte im höchstgelegenen Haus Häslachs und bemerkte so als Erster im Dorf, wenn das Wasserreservoir auf dem Schaichberg leer war und die Leitung trocken blieb.

 

„Ist noch Wasser in der Leitung?“

Eine Frage die sich der Pumpenwärter jeden Tag aufs Neue stellte.

 

Seine Tochter berichtet uns als Zeitzeugin: Wenn ihr Vater im Sommer abends von der Feldarbeit nach Hause kam, war eine seiner ersten Tätigkeiten zu prüfen, ob noch Wasser aus der Leitung floss.

Wenn nicht, ging es auf Fehlersuche. Warum schalteten die Pumpen im Schaichtal nicht ein? War der Füllstandsmesser im Wasserreservoir hängen geblieben? War das Wasser in den Brunnenschächten im Schaichtal zur Neige gegangen? Gerade an heißen Tagen mit hohem Wasserverbrauch musste der Pumpenwärter oft mehrmals täglich den Weg ins Schaichtal auf sich nehmen.

Die Tochter von Robert Friedrich Heim erinnert sich an einen dieser Tage: Ihr Vater, müde von der Heuernte, musste am Abend noch die Pumpen im Schaichtal aktivieren. An sich nichts Ungewöhnliches, doch als die Stunden vergingen kamen bei Mutter und Tochter Sorgen auf. Mitten in der Nacht machten sich die beiden bei völliger Dunkelheit auf den Weg ins Schaichtal. Was war geschehen? An der Pumpstation angekommen, konnten sie ihn zum Glück unversehrt auffinden. Nachdem er die Pumpen eingeschalten hatte, wollte er sich vor dem Rückweg noch kurz von der schweren Tagesarbeit ausruhen. Dabei war er eingeschlafen.

Montag, 24. August 2020

Digitaler Tag des offenen Denkmals: Suche nach Wasser mit der Wünschelrute

Wie bereits angekündigt findet der diesjährige Tag des offenen Denkmals aufgrund der Corona-Pandemie digital statt. Dazu erscheint heute folgender Beitrag:

Suche nach Wasser mit der Wünschelrute

Symbolbild. Bildquelle: Getty Images/Aurora

Bei jeder Erweiterung der bestehenden Wasserförderungsanlagen stellten sich die gleichen Fragen. Wo lässt sich unter der Erde weiteres Wasser finden? Wird man auf genug Wasser stoßen? Um Antworten auf diese Fragen zu finden rief die Gemeinde immer wieder auch Wünschelrutengänger zur Hilfe herbei.

 

„…, hat der Gemeinderat beschlossen, daß ein Wünschel-
rutengänger zur Beratung herangezogen werden soll.“

Zitat aus dem Protokoll der Gemeinderatssitzung vom 25.09.1949

 

In der Hand eines Rutengängers sollen Wünschelruten auf Anziehungskräfte und Ausstrahlungen aus dem Erdreich reagieren. Wünschelrutengänger behaupten sie können damit unter anderem Wasseradern aufspüren. Der 1949 zu Rat gezogene Wünschelrutengänger gab an, östlich vom Ort Wasser entdeckt zu haben. Jedoch erwies sich diese Behauptung später als falsch. Auch an der Wassersuche im Schaichtal waren Wünschelrutengänger beteiligt. Und tatsächlich fand man in einigen Metern Tiefe Wasser. Nach heutigem wissenschaftlichem Konsens musste es sich jedoch um einen glücklichen Zufall gehandelt haben. Angebliche physikalische Wirkungszusammenhänge lassen sich nicht nachweisen.

Montag, 17. August 2020

Digitaler Tag des offenen Denkmals: Historisches zur Wasserversorgung Walddorfhäslachs

Der Tag des offenen Denkmals findet dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie digital statt. Wir folgen der Empfehlung der Stiftung Denkmalschutz und werden die historische Wasserpumpstation im Schaichtal deshalb am 13. September 2020 nicht öffnen. Stattdessen veröffentlichen wir ab dieser Woche bis zum Tag des offenen Denkmals wöchentlich einen die Wasserpumpstation betreffenden Beitrag hier auf unserem Blog und im Mitteilungsblatt der Gemeinde Walddorfhäslach. Diese Woche starten wir mit allgemeinen Informationen zur historischen Wasserversorgung des Ortsteils Häslach.

Historisches zur Wasserversorgung Walddorfhäslachs

Brunnen in Häslach

Bis in das frühe 20. Jahrhundert deckten die Bewohner Häslachs ihren kompletten Trinkwasserbedarf ausschließlich mit Wasser aus Brunnen. Im Jahr 1867 gab es in Häslach insgesamt zehn Brunnen. Jedoch war es über die Sommermonate hinweg keine Seltenheit, dass einige der Brunnen aufgrund der Höhenlage Häslachs vorübergehend immer wieder versiegten.

Wasser aus dem Gewann „Kechelbank“

Im Jahr 1913 veränderte sich für Häslachs Bürger bei der Wasserversorgung einiges. Ein zentrales Wasserversorgungsnetz wurde errichtet. Nach und nach erhielten immer mehr Häuser im Ort einen Hauswasseranschluss.

Zeitgleich mit der Errichtung des Wassernetzes im Ort wurde eine Pumpstation südlich vom Ort im Gewann „Kechelbank“ erbaut. Schon immer galt dieses Gebiet als besonders feucht. Sämtliche wasserführende Schichten, die bei den Brunnengrabungsarbeiten entdeckt wurden, wurden in den Brunnenschacht geleitet. Die Pumpstation beförderte das Wasser in ein 33 Höhenmeter höher gelegenes Wasserreservoir. Das noch heute bestehende Wasserreservoir fasst insgesamt 80 Kubikmeter (80.000 Liter) Wasser. Es verbirgt sich unter dem grasbewachsenen Hügel neben dem Wasserturm.

Im Hintergrund zu sehen: Die Pumpstation im Gewann „Kechelbank“.
Bildquelle: Ursula Petermann

Neue Hoffnung im Schaichtal

Die noch kurz vor dem ersten Weltkrieg fertiggestellte Pumpstation südlich vom Ort förderte über drei Jahrzehnte hinweg ausreichend Trinkwasser. Die beiden Weltkriege bremsten das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum derartig, dass auch der Wasserverbrauch lange Zeit unverändert blieb. Nach dem Krieg stieß die Pumpstation aber schnell an ihre Grenzen. Schon im Sommer 1945 kam es zu Beschwerden über eine unzureichende Wasserversorgung. Kleinere Erweiterungen der bestehenden Anlage brachten nicht den gewünschten Erfolg, und man überlegte einen zusätzlichen Brunnen nahe dem Höllbach zu graben.

Ein Experte des Wasserwirtschaftsamts kam jedoch im Mai 1950 zu folgendem Schluss: Für eine optimale Wasserversorgung besteht für Häslach nur die Möglichkeit im Schaichtal auf Wassersuche zu gehen.

Im Schaichtal wurde Wasser gefunden

Sehr groß war die Freude, als sich die Nachricht kund tat, im Schaichtal sei man auf genügend Wasser gestoßen. Bereits Ende 1951 waren die Bauarbeiten für eine neue Pumpstation im Schaichtal abgeschlossen. In einer 1,2 Kilometer langen Leitung wurde das Wasser 108 Höhenmeter in das bestehende Wasserreservoir gepumpt.

Über den Erfolg im Schaichtal war man sehr froh. In einem Zeitungsinterview verkündete der damalige Burgermeister Häslachs: "Gott sei Dank, da. Mir gnuag Wasser händ!"

Man könnte meinen die Probleme seien gelöst gewesen. Doch obwohl man sich der Sache so sicher war, sollten die getroffenen Maßnahmen keine zehn Jahre lang Wirkung zeigen.

Wirtschaftswunder und Babyboomer

Das Wirtschaftswunder ab Anfang der 1950er Jahre und geburtenstarke Jahrgänge ließen den Wasserverbrauch in zuvor unvorstellbare Dimensionen ansteigen. Zuerst versuchte man 1955 durch den Einbau von Wasserzählern den Verbrauch einzudämmen. Leider ohne Erfolg, es musste mehr Wasser her.

Naheliegend war es, die vorhandenen Einrichtungen im Schaichtal zu nutzen. 1962 wurden die Brunnen tiefer gegraben. Große Ernüchterung breitete sich in Folge des geringen Effekts aus. Die nun über 11,5 Meter tiefen Brunnen lieferten kaum mehr Wasser als zuvor.

Kein weiterer Brunnen im Schaichtal

Bis 1963 sollte es dauern, als dann endlich neuer Wind in die Angelegenheit kam. Bisher diskutierte man immer, ob man nicht doch noch einen Versuch im Schaichtal starten sollte. Aber jetzt war klar: Ein Fernwasseranschluss musste her.

Bürgermeister Otto Bauer trieb dieses große Umdenken und Vorhaben nach seiner Amtseinsetzung schnell voran. Häslach schloss sich mit den Gemeinden Altenriet und Schlaitdorf zusammen, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatten.

Schon im August 1964 floss vom Walddorfer Hochbehälter Wasser der Ammertal-Schönbuchgruppe nach Häslach. Der zwei Jahre später fertiggestellte Wasserturm optimierte die Druckverhältnisse in den Gemeinden. Auch heute noch, über 50 Jahre danach, bilden die in den 1960er Jahren getroffenen Maßnahmen die Basis einer einwandfreien Wasserversorgung.

Geografische Übersicht. Quelle: openstreetmap.org

Montag, 27. Juli 2020

1950 – Feldarbeit mit Kuhgespann



Bildquelle Dora Heim

1950 – Feldarbeit mit Kuhgespann      

Unser heutiges Foto hält eine Szene aus der Zeit um 1950 fest, wie sie damals auf den Feldern sehr vertraut war. Kühe waren für die Bauern Zugtiere in der  Landwirtschaft und Milchversorger für die Familie. Milchmengen, die über den Eigenbedarf hinaus reichten, wurden in die Molkerei  der Molkereigenossenschaft  gebracht. Das monatliche Milchgeld bedeutete eine finanzielle Nebeneinnahme für die Bauern. Nur wenige Betriebe hatten zu den Kühen noch Pferde als Arbeitstiere.

Das obige Foto weist auf eine Frühjahrsarbeit auf dem Acker hin. Die Bäume sind noch kahl. Die Kühe tragen wärmende Kuhdecken. Die Anspannseile sind an sogenannten Stirnplatten der Kühe befestigt. Die Tiere ziehen eine Egge mit der der Boden für die Frühjahrssaat vorbereitet wird. Eine Arbeit, für die der Ähne (Großvater = Opa) mit seinen Kühen aufs Feld gegangen ist. Der Ähne hier ist Ernst Friedrich Heim aus Häslach, der mit einer Anna – Maria Mannhart aus Schlaitdorf verheiratet war.

Aufgenommen wurde das Foto im Gewann „Unterm Weiler“ = „Unter dem Weiler“ in Häslach. Für alle , welche die Firmen Trautwein und Heinzel (Sägewerk und Büromöbelfabrik) in Häslach noch kennen ist es einfach zu erklären. Auf diesem Acker wurde später das Gebäude der Firma Heinzel errichtet (heute Wohnbebauung, Landstraße 16 und Häuser rechts der Straße Unter dem Weiler). Der Blick richtet sich in Richtung Norden. Direkt hinter dem Kuhgespann verläuft die Landstraße, damals mit einem Teer/Schotter Belag versehen. Im Hintergrund sind die Bäume der Obst- und Gemüsegärten des Bausthauses zu sehen. Die langgezogene Holzzaun zeigt den Verlauf des „Baust haus wegles“ (heute Albstraße). Das „Bausthaus“ war bis Mitte der 1950er  rein landwirtschaftlich genutzt. Erst nach der Flur- und Ortsbereinigung konnten in der heutigen Vogelsangstraße die ersten Häuser gebaut werden. Heute ist der Bereich zwischen Dorf- und Landstraße komplett überbaut.

Donnerstag, 2. Juli 2020

1949/1950 - Hochwasser

Bildertanzquelle: Sammlung Schaal
 
Hochwasser in der Walddorfer Ortsmitte? Wie soll es denn dazu gekommen sein mag sich manch einer fragen. Dieses Foto ist zeitlich vor 1950/51 einzuordnen. Zu dieser Zeit war der durch Walddorf fließende Mühlbach noch offen, also nicht eingedolt und verlief oberirdisch. In regenreichen Zeiten trat der Bach immer wieder über seine Ufer hinaus und bescherte Hochwasser in der Ortsmitte.
Das Foto ist von der Hauptstraße aus in Richtung heutiger Dettenhauser Straße aufgenommen. Links geht es in die Heidlinsgasse. Auf dem Platz links vor den Häusern befindet sich heute der Busbahnhof. (Buch Seite33)

Montag, 22. Juni 2020

1930 - Bäckerei und Kolonialwarengeschäft

1930
Bildquelle: Margarete Bronni

Diese Aufnahme von 1930 zeigt den kolonialwarenladen mit Bäckerei in Häslach. Vor der Ladentüre stehen der Inhaber Friedrich Müllerschön mit seiner Familie, seiner Frau Marie, Sohn Walter und Tochter Alwine. (heute Dorfstraße 40/Ecke Karlstraße). Zu kaufen gab es von Mehl, Zucker, Zimt, Schusseln, Teller, Nähnadeln, Faden, und so weiter. für den Haushalt, über Nagel, Schrauben, Krampen, usw. für den Handwerker, fast alles was gebraucht wurde. Ein Kaufhaus in dörflichem Kleinformat, dazu die Backwaren. Sohn Walter erlernte das Bäckerhandwerk und führte später den Laden mit Bäckerei weiter. (Foto Buch Seite 82)

Mittwoch, 17. Juni 2020

1958 - Busunternehmen Jehle


Bildquelle: Walter Jehle1958

 Das Busunternehmen Jehle hatte seinen Firmensitz in Häslach. Bekannt war es für die Werkslinie nach Sindelfingen ins Daimlerwerk. Zur Blütezeit in den  1970er Jahren fuhr das Unternehmen mit acht Bussen täglich rund 200 Personen  nach Sindelfingen. Aber auch schon 1958 benötigte es einen Bus mit Anhänger, wie das Foto zeigt. Aufgenommen wurde es an der Haltestelle Bachbruck in Walddorf. Im Hintergrund ist der Neubau der „Linde“ zu sehen. (Buch Seite 88, Text Seite 90)

Montag, 25. Mai 2020

1966 – Einweihung des Wasserturms


Bildquelle: Helmut Speier

Der Wasserturm am Tag seiner Einweihung im Jahr 1966. Im Hintergrund ist ein Festzelt zu sehen, in dem die Fertigstellung gefeiert wurde. Der sechsundzwanzig Meter hohe Turm fasst in zwei Wasserkammern etwa dreihundert Kubikmeter Wasser. Von der Kelchförmigen Form her spricht man von einem sogenannten „Hyperboloiden“.