Dienstag, 27. November 2018

1940er - 1950er Erntearbeit


Unser tägliches Brot ist heute eine nicht weiter reflektierte Selbstverständlichkeit geworden. Als ein Konsumartikel, steht es jederzeit zur Verfügung.
In vielen Formen und Geschmacksrichtungen kann Brot in Bäckereien und Supermärkten erworben werden. Selbst gebackenes Brot wird seltener, eher dann Kuchen oder bald wieder Weihnachtsgebäck. Das Mehl dazu kann ebenfalls wie andere Lebensmittel im Laden gekauft werden. Der Bezug zur Herkunft des Brotgetreides, aus dem Mehl und Backwaren Hergestellt werden schwindet zunehmend aus dem Wissen und Bewusstsein der Menschen. Bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts war, zumindest auf dem Land, der Werdegang des Brotes vom der Aussaat des Korns bis zur Ernte des Getreides,  Mahlendes Getreides zu Mehl und Backen des Brotes im Gemeindebackhaus allerorts  konkret erlebbar. Übers ganze Jahr zog sich die Arbeit hin und war noch mit viel Handarbeit verbunden.
Die ersten Maschinen, die zum Beispiel die Erntearbeit erleichterten, kamen noch dem Krieg, nach der Währungsreform 1948, Anfang der 1950er Jahre in den landwirtschaftlichen Betrieben an. Anfangs konnten sich solche Maschinen nur wenige leisten. Erst in der Mitte der 1950er setzte die breite Mechanisierung und Motorisierung in der Landwirtschaft ein.

1940er – „Frucht wegmachen“ (Mähen von Getreide)



Bildertanzquelle: Ursula Petermann

Das Getreide wurde mit der Sense, die mit einem speziellen „Flügel versehen war“, der das Getreide umlegte, weggemacht (= gemäht). Von Hand wurde das umgelegte Getreide eingesammelt und zum Trocknen ausgelegt.

Anfang 1950er – mechanisiertes  Mähen mit Mähmaschine und Getreideablage






Bildertanzquelle: Hedwig Wurster

Eine Mähmaschine mit Messerbalken, die mit einer Ablage fürs Getreide ergänzt war verrichtete die Arbeit des Mähens, und des Ablegens des Getreides in einer Richtung auf Der Ablage. Eine Person, die auf einem erhöhten Sitz darüber saß, schob mit einem Spezialrechen portionsweise das Getreide von der Ablage auf den Acker. Dort konnte es zum Trocknen ausgelegt werden.

Das brachte eine große Erleichterung, denn es ersetzte viel mühsame Handarbeit. Auf dem Foto ist Georg Wurster, der Vater von Hans Wurster zu sehen. Die Mähmaschine bedurfte viel Kraft. Georg Wurster ist mit zwei Pferdestärken unterwegs. Die Person, die die Getreideablage bediente, ist mit dem Rücken im Bild. Der Acker, auf dem Georg Wurster arbeitete, war in der „Unter Gass“ (rechts der Dettenhauser Straße, früher „Deutsche Gasse“). Die Häuser, die im Hintergrund zu sehen sind, liegen an der heutigen Dettenhauser Straße. Die Grundstücke, etwa auf Höhe der Dettenhauserstraße 30 – 40, sind heute weitgehend bebaut.

Montag, 12. November 2018

1964 – 60er Feier


Bildertanzquelle: Ella Brodbeck

Der Jahrgang 1904 aus Häslach präsentiert sich dem Fotografen. Sie trafen sich 1964 in ihrem Geburtsort Häslach, um gemeinsam ihren „60ten zu feiern“. Einige von ihnen heirateten „nach auswärts“, zwei von ihnen nach Walddorf, eine Frau nach Bempflingen und Ludwig Stauch zog nach Langenbrand im Schwarzwald. Die anderen waren im Ort geblieben, was damals das übliche war; denn die Verwurzelung in der Landwirtschaft bewirkte eine starke Bodenständigkeit der Menschen.

Wir sehen in der vorderen Reihe von links: Maria Stauch, Anna Welsch, Martha Maser geb. Decker, Bempflingen, Frieda Fenchel, Johannes Rebmann.
In der hinteren Reihe von links: Gotthilf Welsch, Friedrich Walker, Karl Roth, Walddorf, Maria Dreher, Ludwig Stauch, Langenbrand, Robert kümmerle, Georg Maser, Walddorf, unbekannt.

Diese Generation erlebte ein sehr unruhiges Jahrhundert. Zehn Jahre ihrer Lebenszeit herrschte Krieg im Land. 1914 – 1918, erster Weltkrieg,  waren sie Kinder. Ihre Väter und Brüder mussten als Soldaten in den Krieg. Im zweiten Weltkrieg 1939 – 1945, waren die Männer selbst an der Reihe. Sie mussten an die Front. Teilweise kehrten sie erst nach langer Gefangenschaft wieder zurück. Die Frauen waren mit Landwirtschaft und Familie allein zu Hause. In den 1920ern Jahren kam zur Nachkriegsnot noch die Inflation und die Weltwirtschaftskrise hinzu. Erst ab den 1950ern beruhigten sich die Zeiten. Ihre „60er“ Feier konnten sie  in Frieden und aufkeimendem Wohlstand mit  Dankbarkeit feiern.

Montag, 5. November 2018

1918 – 2018 - 100 Jahre Ende des 1. Weltkrieges

Derzeit wird in den Medien auf breiter Ebene an das Kriegsende des 1. Weltkrieges erinnert, das sich am 11. November 2018 zum 100. Mal jährt. Die Historiker sprechen von 17 Millionen Menschenleben, die dieser Krieg weltweit gekostet hat.

Am 28. Juli 1918 wurde der Krieg erklärt. Bei den Bauern stand die Getreideernte  vor der Tür und die Männer, die für die schwere  Erntearbeit gebraucht wurden, mussten in den Krieg ziehen. Die Kriegsnot wirkte sich schnell zu Hause in den Familien aus. Väter, Ehemänner, Söhne, Brüder fehlten. Ob sie wieder kommen würden, war ungewiss. Erwin Rebmann recherchierte über die Gefallenen und Vermissten Männer beider Weltkriege aus Walddorf und Häslach. In Häslach, das damals ca. 450 Einwohner zählte, gab es 20 Gefallene und 1 Vermissten, in Walddorf, mit etwa doppelt so viel Einwohnern, 51 Gefallene und Vermisste. Von den vermissten Soldaten kam keiner mehr zurück. Im 2. Weltkrieg waren es in Walddorf 92, in Häslach 27 Gefallene und Vermisste.


Johannes Rebmann, 1876 – 1914
Bildertanzquelle: Erwin Rebmann

Johannes Rebmann, Erwin Rebmanns Urgroßvater, gehörte zu den ersten gefallenen Soldaten 1914 aus Walddorf. Die Familien, als die Hinterbliebenen, erhielten zum Gedenken an ihre Gefallenen als gerahmtes Bild eine sogenannte „Gefallenen Chronik“, deren Inhalt wir hier komplett wieder geben können.
„ Johannes Rebmann
Gefreiter im Württembergischen Reserve Infanterie Regiment Nr. 247
Er wurde Geboren am 22. Mai 1876 zu Walddorf
Gefallen am 23. Oktober 1914 bei Becelaere
Aktiv gedient von 1896-1898 beim 10 Württembergischen Infanterie Regiment Nr. 180
Infolge Mobilmachung eingerückt bei Beginn des Weltkriegs Anfang August 1914
zum Landwehr Infanterie Regiment 125 und zog im Oktober 1914 ins Feld
zum Mobilen Württembergischen Reserve Infanterie Regiment Nr. 247
54. Reserve Division.
Tätigen Anteil nehmend am Feldzuge im Westen gegen Frankreich:
Kämpfe und Schlachten in Flandern, bei Ypern, an der Yser, bei Moorseele,
Gravenstafel, bei Broodseinde, Bellewaarde Ferme, bei Becelaere,
wo er am 23. Oktober 1914 den Ehrenvollen
Heldentod für sein bedrängtes Vaterland auf dem Felde der Ehre erlitt.“

„Feld“ bedeutet hier „Schlachtfeld“ des Krieges. Der Tod „im Feld“ wurde staatlicherseits als „Heldentod“ und „ehrenvoll“ verherrlicht. Sein Frau war zur Witwe, seine Kinder zu Waisen geworden.Erwin Rebmann forschte nach und fand heraus, dass sein Urgroßvater zusammen mit vielen anderen Soldaten beim Sturm über einen Acker vom Gegner nieder geschossen wurden. Begraben sind sie in einem sogenannten „Kameradengrab“, das heißt hier „Massengrab“ in Langemark in Belgien.