Sonntags war Fußball angesagt. Der Sportplatz des TV Häslach
lag damals am Ende des Holzwegs, wo bis vor einigen Jahren die Sonnwendfeier
stattfand. Die Leute, auch die „Fußballer“, das heißt die Spieler, waren zu Fuß
unterwegs.(1950, fünf Jahre nach dem Krieg, war, außer den eigenen Beinen, als
Fortbewegungsmittel, das Fahrrad, höchst selten ein Motorrare im eigenen
Besitz. Das Fahrrad wurde hauptsächlich für den Weg zur Arbeit gebraucht.) Auf
dem Rückweg nach einem Fußballspiel wurde ein Wildschwein gesichtet, wie es
sich auf den Feldern zu schaffen machte. Wildschweine auf den Feldern richteten
viel Schaden an. Also galt es, diese Sau zu erledigen. Kurz entschlossen packe
einer den Stotzen (Pfosten) eines jung gesetzten Baumes und riss ihn aus. Mit
dieser „Waffe“ ging es mit der Wildsau zu Ende. Als Treiber fungierten alle,
die dazu kamen.
An einer Stange, solches Holz war über dem Gräben am Rand
des Holzweges gelagert, wurde die Trophäe ins Dorf getragen. Fachgerecht
geschlachtet wurde sie von Metzgermeister Karl Rein (rechts mit hellem Mantel).
Das Fleisch wurde verteilt. Für den Gemeinsinn der „Jager“ spricht, dass die Flüchtlinge,
die seit 1949 im Dorf wohnten, auch von dem Wildschweinfleisch bekamen.
Zur Information: Nach Kriegsende 1945, bis 1954, lag die
Jagdaufsicht bei der französischen Besatzungsmacht. Deren Hauptquartier war in
Tübingen. Erst ab 1954 waren wieder deutsche Behörden zuständig. 1950 gab es
also keine deutsche Jagdaufsicht und die französische war weit weg. In der
damaligen Situation hätte niemand die Idee gehabt, von Wilderei zu sprechen.
Mit den heutigen Begriffen könnte dieses Ereignis mit Notwehr und
Selbstversorgung beschrieben werden. Der Hunger der Nachkriegszeit war noch
nicht überwunden.
Bildertanzquelle: Hilde Roth geb. Grass
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