Wie bereits angekündigt findet der Tag des offenen Denkmals dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie digital statt. Heute erscheint der letzte Post zum Tag des offenen Denkmals 2020, der vergangenen Sonntag gewesen wäre.
Zeitzeugenbericht der Tochter
des Pumpenwärters
In unserem dritten Beitrag (31.08.2020) zum
digitalen Tag des offenen Denkmals berichteten wir über die Aufgaben des
Pumpenwärters und erwähnten Friedrich Heim, der diese Aufgabe mehrere Jahre
lang ausübte. Heute veröffentlichen wir zum Abschluss des digitalen Tags des
offenen Denkmals Ausschnitte eines Zeitzeugenberichts seiner Tochter Rosa
Schiller. Rosa Schiller schrieb ihre Erinnerungen für das Projekt zur Erhaltung
der Wasserpumpstation im Schaichtal in einem Heft nieder.
„Nach den Kriegsjahren war das
Wasser sehr knapp, aus dem Wasserhahn kam öfter kein Wasser, dann musste man am
Rathausbrunnen mit Eimern Wasser holen, um sich zu waschen, für den Haushalt,
für die Wäsche und für das Vieh (Kühe, Schweine, usw.). Manche haben auch die
Kühe gleich zum Brunnen gebracht, denn das Eimerschleppen war sehr mühsam.
Großwaschtag war nicht sehr oft, damals hat man auch nicht mit dem
Gartenschlauch gegossen, denn da wäre was los gewesen!
Mein Vater „der Frieder“ hatte
das Amt des Pumpenwärters der Gemeinde Häslach inne und musste dafür sorgen - so
gut es eben ging - dass im Reservoir Wasser war. Wir wohnten oben in Häslach
und hatten somit als erste kein Wasser mehr. Mein Vater ist zwei bis drei Mal
pro Tag ins Schaichtal runter gelaufen, um nachzusehen, ob noch Wasser in der
Brunnenstube war.
Man musste mit dem Wasser sehr
sparsam umgehen, damals war es auch nicht üblich, dass jeder ein Bad hatte. Man
hat sich am Spülbecken und mit der Waschschüssel gewaschen und mit dem Holzherd
das Wasser heiß gemacht, oder eben kaltes Wasser benutzt.
Häslach ist gewachsen und das
Wasser wurde sehr knapp. Ich weiß nicht wer auf die Idee kam im Schaichtal nach
Wasser zu suchen, ich glaube es war um 1950, da kam ein Wünschelrutengänger und
mein Vater war immer mit ihm dabei und hatte sich bei ihm einiges abgeguckt und
es nach Anraten des besagten Herrn mit einer Haselnussrute selbst ausprobiert. Es
hat funktioniert. Von manchen wurde er belächelt und manche haben damals auch
gemeint, das sei „Hexenbannerei“. Auf das Anraten des Wünschelrutengängers ist
etwas weiter oben, als dort wo heute das Wasserhäuschen steht, gegraben worden.
Dort wo das Sträßchen aus dem Wald kommt ist noch ein Schachtdeckel zu sehen.
Jedoch kam viel zu wenig Wasser.
Mein Vater „dr‘ Heima Frieder“
hat mit der Haselnussrute Richtung Heilbrunnen weitergesucht und etwas gefunden
wo mehr dahinter sein sollte. Jetzt, was sollte man machen? Da war die Sache
mit dem Heilbrunnen, der gehörte zu Schlaitdorf, aber die gefundene Quelle war
viel tiefer und auf Häslacher Gemarkung, also nicht der Heilbrunnen.
Schließlich stimmte der damalige Bürgermeister Hauser und der Gemeinderat zu,
an der Stelle zu graben.
Über die Neckartenzlinger
Firma Schwarz kamen drei Männer aus dem Rheinland und der Pfalz, um einen
Brunnen zu graben. Die Männer logierten im Häslacher Ochsen, haben aber auch
oft in einer Hütte im Schaichtal übernachtet. Sie hatten zwei Hütten, eine, um
sich aufzuhalten mit Ofen und eine für die Gerätschaften.
Die Männer gruben jeden Tag. Sie
hatten einen alten Bagger mit Kettenzug, mit dem zogen sie die Erde aus dem
Brunnenschacht. Alles war sehr mühsam. Nach ein paar Metern kam Wasser. Dann
wurde eine alte, dieselbetriebene Pumpe eingesetzt und das Wasser in die
Schaich ausgepumpt.
Es wurden große Betonringe
angeliefert und mit dem Bagger immer wieder in den ausgegrabenen Schacht
hinuntergelassen. Im Winter hat es geschneit, dann war Pause, die drei Männer
sind über Weihnachten nach Hause gegangen. Danach sind nur zwei wiedergekommen,
aber es ging weiter.
Dann mussten auch Strom- und
Wasserleitungen gebaut werden. Im Wald wurden Bäume gerodet. Oberleitungen
wurden über Äcker und Wiesen gebaut. Die Wasserleitung geht durch den Wald
Richtung Häslach. Da haben Häslacher Männer mit Hake, Spaten, Schaufel und Säge
den Graben für die Leitung über den steilen Berg, alles von Hand, ausgegraben.
Weiter oben, als es flacher wurde konnte ein Bagger eingesetzt werden. Die
Wasserleitung geht über Schlaitdorfer Markung, die Stromleitung über Häslacher
Markung.
Im Wasserhäuschen gab es einen
Schaltmechanismus, das war etwas Neues, denn er hat automatisch ein- und
ausgeschalten. Wenn es funktioniert hat. Wenn nicht musste man runter laufen
und es „wieder anschucken“ wie mein Vater damals immer gesagt hat.
Mein Vater hat oft mehrmals am
Tag im Schaichtal nach dem Rechten geschaut. Das war einfach sein Leben. Wenn
er vom Feld gekommen ist war immer das erste was er tat, den Wasserhahn aufzudrehen,
um zu schauen ob noch Wasser in der Leitung ist.
Es kam die Zeit, als mein
Vater krank wurde und die Aufgaben nicht mehr erledigen konnte. Er wollte, dass
mein Mann und ich weitermachen, aber das ging nicht. Aber unser Nachbar
Christian Lauxmann hat die Aufgaben des Pumpenwärters übernommen. Der Wasserturm
wurde gebaut und die Bodenseewasserleitung kam. Das Schaichtalwasser war nur
noch ein Zusatz bis der Sturm Lothar die Stromleitungen durch den Wald
zerstörte.“
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