Dieses Kuhgespann zieht nicht etwa einen Wagen, sondern einen großen hölzernen Transportschlitten durch die heutige Dorfstraße, damals Hauptstraße, Häslachs. Die Kühe tragen gegen die Kälte Decken über dem Rücken. Robert Roth ist mit seinem Gespann unterwegs für winterliche Arbeiten in der Landwirtschaft, z. B. Holz vom Feld oder Wald zu holen Der Schlitten war das Transportmittel für den Winter. Links im Bild ist die Mauer des Vorplatzes der Kirche zu sehen, rechts beginnt die Laubengasse.
Die Erzählungen Älterer, dass „früher“ die Winter härter und schneereicher gewesen sein sollen, sind keine Fabeln. Was diese Schilderungen von meterhohen Schneewänden anbetrifft, haben für das vergangene Jahrhundert einen realen Hintergrund. Nach den Wetteraufzeichnungen ereigneten sich ab 1939/40 und den folgenden Jahren, bis 1942/43, extreme winterliche Kälteeinbrüche. Im Extremwinter 1940 sank im Januar das Thermometer bei uns bis auf minus 28 Grad Celsius. Die Durchschnittstemperatur vom Januar 1940 lag bei minus 9,6 Grad Celsius. Die Meteorologen stellen einen direkten Zusammenhang mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges im September 1939 her und belegen das auch mit breit angelegten Messdaten. Für Mittel- und Nordeuropa spielen die Nord- und Ostsee für das Wetter eine wichtige Rolle. Die im Sommer gespeicherte Wärme geben sie in den Wintermonaten langsam ab. Durch den Kriegsbeginn wurden die Nord- und Ostsee von zahlreichen Kriegsschiffen durchpflügt. Die See wurde tief aufgewühlt, was dazu führte, dass das Wasser vorzeitig und viel zu rasch auskühlte. Die See als regulierender winterlicher Wärmespeicher funktionierte nicht mehr. Die Kälte konnte frei von Norden her auf den Kontinent einströmen. Außerdem drangen durch die Kampfhandlungen sogenannte „Aerosole“ in die Atmosphäre. Starke Niederschläge als Regen oder Schnee waren die Folge. Diese Extremwetterlagen wirkten sich noch drei Jahrzehnte lang danach aus. 1963 zum Beispiel gab es am Bodensee eine „Seegfrörnie“, das heißt, dass der Bodensee komplett zugefroren war. Die letzte davor lag 133 Jahre zurück.
„Früher“, Mitte des 20. Jahrhundert, gab es also nachweislich härtere, längere und schneereichere Winter als im ausgehenden Jahrhundert.
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