Mittwoch, 13. November 2019

Vom Flachs zum Leinenfaden

1910er Jahre: Flachsschwingen


Bildquelle: Sammlung Schaal


Die beiden Frauen rechts, sind mit Flachsschwingen beschäftigt, eine dritte links mit Socken stricken. Der Kleidung nach könnt das Foto aus der Zeit um 1910 stammen. Vereinzelt gab es Flachsbearbeitung von Hand noch bis in die 1940er Jahre.
Das Flachsschwingen war eine Winterarbeit der Frauen. Es handelt sich um einen Arbeitsgang auf dem mühsamen Weg von der Flachspflanze (Lein) bis zum Leinfaden, der zum Nähen oder Weben verwendet wurde. Beim Flachsschwingen werden die getrockneten und mit der Brechete gebrochenen Flachsfasern von den groben Teilen durch Schwingen mit dem hölzernen "Schwingschwert" gereinigt. Die weicheren langen Fasern werden anschließend zur weiteren Reinigung durch die "Hechel" (ein Nagelbrett) gezogen. Danach erst kann daraus ein Faden gesponnen werden. 
Dieses Foto finden Sie auch in unserem Bildband auf Seite 99.

1933: Flachs spinnen von der Kunkel

Bildquelle: Hilde Roth

Hier werden Flachsfasern (Leinfasern) zu einem Faden (Leinenfaden) versponnen. Dass es sich hier um Flachs handelt, ist an der "Kunkel" (Ständer neben dem Spinnrad, im Norddeutschen "Rocken") zu erkennen. Wolle vom Schaf wurde "aus der Hand" gesponnen, Flachs von der Kunkel.
Der Verwendungszweck richtete sich nach der Beschaffenheit der Fäden. Um Säcke zu flicken bedurfte es grober Fäden, zum Nähen und Flicken von Wäsche und Kleidung feinere.
Die "Ahne" (Großmutter) Margarete Graß sitzt mit ihrem Spinnrad neben dem Ofen in der Wohnstube. Ein gusseiserner Ofen, wie er im Hintergrund zu sehen ist, stand in vielen Stuben. Meistens stammte er aus Wasseralfingen. Auf ihm und in ihm wurden Sachen warm gehalten. Da stand zum Beispiel der Milchhafen, in den Türchen die Krautschüssel.
Dieses Foto finden Sie auch in unserem Bildband auf Seite 100.

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