Montag, 14. Mai 2018

1945 - Kriegs - Konfirmation



Am 18. März 1945 fand die letzte Kriegskonfirmation statt. Der Schuljahrgang 1931/32wurde konfirmiert. Der Krieg hatte die Heimat erreicht. Fast jede Nacht musste man wegen Fliegeralarm in den Keller. Inzwischen, kurz vor Kriegsende, war auch tagsüber jederzeit mit Alarm zu rechnen. Meist waren es Tiefflieger. Die Front von Westen rückt näher. Wann es ruhig war, konnte man im Ort das Artilleriefeuer aus dem Schwarzwald hören.

Wegen der Gefahr von Tieffliegerangriffen wurde zum Beispiel in Häslach, wo das heutige Foto gemacht wurde, die Konfirmationsgottesdienst auf den frühen Sonntagmorgen, auf halb acht, (7.300 Uhr)  verlegt. Kriegskonfirmationen fanden, wie Alwine Bertsch in dem Film „Zeitzeugen“ berichtet, (meist) ohne Väter statt. Sie waren im Krieg. Konfirmationen wurden zu Hause in der eigenen Wohnung gefeiert. Man hat alles selber gemacht, gebacken und gekocht
Jeder versuchte, , mit dem, was man selber hatte, ein Festessen hinzubekommen. Von heute aus gesehen, war das bescheiden. Wobei die Bauern auf dem Land immer zu essen hatten und, wie in den Städten, nicht gehungert haben. Nachmittags um Zwei ( 14.00 Uhr) war wieder Gottesdienst. Die Konfirmanden mussten bis dahin ihren Denkspruch, den sie beim Konfirmationsgottesdienst bekommen haben, auswendig aufsagen. Nach dem Gottesdienst war noch kurz Zeit für Kaffee oder Vesper. Die Gäste mussten sich  bald verabschieden. Zum einen, Fahrzeuge gab es nicht, die Leute waren zu Fuß unterwegs. Die meisten waren Bauern und mussten zu Hause in den Stall, das Vieh zu versorgen.  Außerdem war es stockdunkel. Im Krieg mussten die Häuser verdunkelt werden, kein Licht durfte nach außen dringen.

Die Kriegsnot zeigt sich auch in der Kleidung der Beiden Konfirmanden, links Manfred Bader, rechts Werner Ihle. Die kurzen Hosen sind nicht etwa ein Mode - Gag. An allen Ecken und Enden herrschte Materialnot. Stoff war rar. Es war schwierig geworden, überhaupt welchen aufzutreiben. Nach dem Prinzip „Tausche – Biete!“ betrieb man Tauschhandel. Getauscht wurden Materialien gegen  Naturalien, das heißt etwas zu essen. Die fehlende Hosenlänge wurde mit, in der Regel selbst gestrickten, Wollstrümpfen ergänzt. Wolle dieser Not – Zeit war mit Holzfasern durchmischt, das heißt „gestreckt“ . Sie haben „gebissen“, das heißt, ständig gejuckt. Sie wärmten, waren aber alles andere als angenehm zu tragen.

Erwin Stauch, Jahrgang 1932, gehörte selbst zu den Konfirmanden 1945. Zehn Konfirmanden, sechs Buben und vier Mädchen waren sie insgesamt. Er erinnert sich noch lebhaft an die Ereignisse damals. Wir danken ihm für die Fülle seiner Erinnerungen, von denen wir an dieser Stelle nur einige wenige wiedergeben konnten.

Bildertanzquelle: Liselotte Hahn, geb. Ihle

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