Sonntag, 1. Mai 2016

1950 - Wildschweinjagd



Sonntags war Fußball angesagt. Der Sportplatz des TV Häslach lag damals am Ende des Holzwegs, wo bis vor einigen Jahren die Sonnwendfeier stattfand. Die Leute, auch die „Fußballer“, das heißt die Spieler, waren zu Fuß unterwegs.(1950, fünf Jahre nach dem Krieg, war, außer den eigenen Beinen, als Fortbewegungsmittel, das Fahrrad, höchst selten ein Motorrare im eigenen Besitz. Das Fahrrad wurde hauptsächlich für den Weg zur Arbeit gebraucht.) Auf dem Rückweg nach einem Fußballspiel wurde ein Wildschwein gesichtet, wie es sich auf den Feldern zu schaffen machte. Wildschweine auf den Feldern richteten viel Schaden an. Also galt es, diese Sau zu erledigen. Kurz entschlossen packe einer den Stotzen (Pfosten) eines jung gesetzten Baumes und riss ihn aus. Mit dieser „Waffe“ ging es mit der Wildsau zu Ende. Als Treiber fungierten alle, die dazu kamen.

An einer Stange, solches Holz war über dem Gräben am Rand des Holzweges gelagert, wurde die Trophäe ins Dorf getragen. Fachgerecht geschlachtet wurde sie von Metzgermeister Karl Rein (rechts mit hellem Mantel). Das Fleisch wurde verteilt. Für den Gemeinsinn der „Jager“ spricht, dass die Flüchtlinge, die seit 1949 im Dorf wohnten, auch von dem Wildschweinfleisch bekamen.

Zur Information: Nach Kriegsende 1945, bis 1954, lag die Jagdaufsicht bei der französischen Besatzungsmacht. Deren Hauptquartier war in Tübingen. Erst ab 1954 waren wieder deutsche Behörden zuständig. 1950 gab es also keine deutsche Jagdaufsicht und die französische war weit weg. In der damaligen Situation hätte niemand die Idee gehabt, von Wilderei zu sprechen. Mit den heutigen Begriffen könnte dieses Ereignis mit Notwehr und Selbstversorgung beschrieben werden. Der Hunger der Nachkriegszeit war noch nicht überwunden.

Bildertanzquelle: Hilde Roth geb. Grass

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