Montag, 27. April 2020

75 Jahre Kriegsende 1945 - 2020 Freundschaft anstatt Feindschaft


Nach dem Frankreichfeldzug Mai/Juni 1940 kamen französische Kriegsgefangene  nach Deutschland. Sie wurden in der Industrie und in der Landwirtschaft als Arbeitskräfte  eingesetzt.
Die Gefangenen, die zu den Bauern nach Walddorf kamen, wurden am Rathaus versammelt. Die Bauern, denen ein  Gefangener zugeteilt worden war, kamen zum Rathaus und suchten sich einen aus.
Dazu muss man sagen, dass keiner von ihnen äußerlich gut ausgesehen hätte. Sie waren tagelang auf Transport gewesen, hungrig, dreckig, unrasiert, teilweise noch verrußt.
Viele jungen Männer waren vor den einrückenden Militär in die Wälder geflohen. Oft wurde diese dann angezündet.
Am Ende war einer der Gefangenen, Emil,  übrig geblieben. Niemand wollte ihn haben. Weinend saß er da.
Der Ortspolizist, der die Gefangenen zu beaufsichtigen hatte konnte ihn nicht sitzen lassen. Er fragte seinen Schwager, ebenfalls Bauer, ob er ihn übernehmen könnte. Der sagte zu.
Emil hat es gut getroffen. Er wurde Teil der Familie. Der Segen lag auf beiden Seiten; die Familie hatte einen treuen Mitarbeiter gefunden und Emil eine Familie. Woran  er sich noch nach Jahrzehnten erinnerte, er hatte immer genug zu essen bekommen. In Kriegszeiten keine Selbstverständlichkeit.
Da er gelernter Metzger war, wurde er nach einiger Zeit an den Schlachthof nach Tübingen abgezogen. Gerne wäre er bei seiner „Familie“ in Walddorf geblieben. Doch in einer Diktatur, Kriegszeiten und dann noch als Kriegsbefangener, musste er gehen. Die gute Beziehung blieb. Als 1944/45 das jüngste Kind der Familie wegen eines Impfschadens lange in der Klinik in Tübingen lag, wurden die Klinikbesuche mit einem Besuch bei #Emil  verbunden. Dabei wurde immer auch ans Essen für Emil gedacht. Die Verkehrsmittel mach Tübingen waren damals das Fahrrad (Ohne Gangschaltung) für den Vater und ältere Schwester. Die Mutter bewältigte den Weg hin und zurück zu Fuß.

1961 – Besuch aus Frankreich


Bildquelle. Der Redaktion bekannt, ebewnso die Namen der Personen

Zum Foto: zweiter von rechts ist Emil, der ehemalige Kriegsgefangene, der „seine Familie“ 1961 in Walddorf besuchte. Die anderen Personen sind gehören zur Familie.




1961: Emils Frau mit Töchtern beim Urlaub am Bodensee

Auch nach Kriegsende bestand ein reger Briefwechsel zwischen Emil in Frankreich und seiner Walddorfer Familie. Die Briefe schloss er immer mit „Euer Emil“.
1961 besuchte Emil, inzwischen verheiratet, „seine Familie“ in Walddorf. Auf dem Weg in den Urlaub an den Bodensee machten sie einen Zwischen stopp in Walddorf. Seine Frau und seine zwei Töchter konnten Emils „Kriegsfamilie“ kennenlernen. Die Freude war beiderseits groß. Wilhelm und Anna Sch. Waren inzwischen Großeltern geworden. Das damals (1940er) kleine Kind, das er gerne auf den Schoß genommen hatte, war inzwischen berufstätig und verpasste, zum Bedauern beider Seiten den Besuch.

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